Zwei Menschen vor dem Rollup der Ziviltechnikerkammer
Erich Kern und Elisabeth Stampfl-Blaha bei der Unterzeichnung des Vertrages
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meinNormenPaket neu

Kammer der ZiviltechnikerInnen | ArchitektInnen und IngenieurInnen unterzeichnet eine neue Vereinbarung mit Austrian Standards. Was sich mit der Erweiterung des erfolgreichen „meinNormenPaket“ ändert, beschreiben Kammerpräsident Erich Kern und Austrian-Standards-Direktorin Elisabeth Stampfl-Blaha im Interview.

Gerade für KMU und Einzelunternehmer war es in der Vergangenheit oft schwierig, den Überblick bei den aktuellen Normen in ihrem Tätigkeitsbereich zu behalten. Die Kosten für die einzeln bezogenen Dokumente konnten sich mitunter summieren.

2009 wurde deshalb auf Initiative von Erich Kern, damals in der Bundeskammer der ZiviltechnikerInnen für das Normenwesen zuständig, heute Präsident der Kammer der ZiviltechnikerInnen für Wien, Niederösterreich und Burgenland, und Walter Ruck, damals Innungsmeister der Landesinnung Bau Wien und jetzt Wiener Wirtschaftskammerpräsident, gemeinsam mit Austrian Standards eine erfolgreiche neue Lösung entwickelt: ein günstigerer Normenzugang für Branchenvertretungen, verbunden mit einem smarten Online-Management-Tool. Bekannt wurde die Lösung unter dem Namen „meinNormenPaket“. Die Idee: Alle, die Normen brauchen, leisten einen verhältnismäßig kleinen Beitrag, damit der Normenbezug für alle billiger wird.

Gesetzliche Interessenvertretungen können seither ein Normenkontingent definieren, wobei das Mitglied individuell sein Paket mit Standards befüllt. Dies erfolgt zu einem preislich attraktiven Vertragsmodell zwischen der Interessenvertretung mit Austrian Standards. Die Mitglieder erhalten dann für die Vertragslaufzeit einen Online-Zugang zu den benötigten Dokumenten, die auch automatisch aktualisiert werden. So können sie sich sorgenfrei einloggen und haben immer Zugriff auf die Standards, die sie für ihre tägliche Arbeit benötigen.

Bereits 2019 wurde seitens Austrian Standards und Ziviltechnikerkammer eine Weiterentwicklung der Vereinbarung angedacht, 2021 dann „meinNormenPaket 4.0“ geboren. Ein Meilenstein für die Branche. Warum genau und welche Vorteile das „meinNormenPaket 4.0“ bringt, beschreiben Erich Kern und Elisabeth Stampfl-Blaha in diesem kurzen Interview:

Was ist „meinNormenPaket“ und was bedeutet „4.0“?

Erich Kern: Damit Normen ihren Zweck erfüllen, müssen sie bekannt sein. Mit „meinNormenPaket“ haben wir den barrierefreien Zugang zu allen relevanten Normen sichergestellt und damit einen wesentlichen Beitrag zur Qualitätssicherung der Ziviltechnikerleistung beigetragen. Die Vertragsergänzung „4.0“ mit den vorgenommenen Verbesserungen orientiert sich an den Anregungen und Wünschen unserer Mitglieder und garantiert die rechtssichere – auch digitale – Verwendung innerhalb des Unternehmens.

Elisabeth Stampfl-Blaha: Mit „meinNormenPaket 4.0“ führen wir nach über zehn Jahren die innovative Kraft von „meinNormenPaket“ in eine neue Ära. Bei der neuen Version sind wir noch stärker auf die aktuellen Kundenbedürfnisse eingegangen: Es gab den Wunsch, mehr Normen nutzen, intensiver recherchieren und die Dokumente auch flexibel im Unternehmen teilen zu können.

Eine wichtige Neuerung dabei ist die „pauschalierte Abgeltung für die rechtskonforme innerbetriebliche Mehrfachnutzung und Vervielfältigung“. Das ist Juristendeutsch und bedeutet, dass man mit einer Art „Flatrate“ die Standards im eigenen Unternehmen vervielfältigen, weitergeben, zitieren etc. kann. Also: Eine Norm kann dadurch bürointern unbegrenzt und rechtlich einwandfrei verwendet werden. Hintergrund sind Urheberrechte, die ja auch für Standards gelten.

Erich Kern: Als erste Berufsgruppe österreichweit können nun unsere Mitglieder ihren Mitarbeitenden ab sofort alle unternehmensrelevanten ÖNORMEN und OVE Standards zugänglich machen. Da Ziviltechniker als die „technischen Notare“ bekannt sind, ist uns die rechtssichere Lösung wichtig.

Außerdem haben wir den Zählerstand auf 350 Dokumente erhöht (davor lag er bei 200). Damit kommen wir dem Wunsch nach, mehr Kapazität zu schaffen für den Bezug von bereits zurückgezogenen Normen (z.B. Normenrecherche im Zuge eines Gutachtens) und fremdsprachigen (Original-)Standards von ins Deutsche übersetzten internationalen Normen (z.B. ÖNORM EN bzw. ÖNORM ISO).

Warum gab es Änderungen, was sind die Vorteile und welche Aufgaben warten noch?

Elisabeth Stampfl-Blaha: Generell gibt es jetzt noch mehr Flexibilität in der Normennutzung während der Vertragslaufzeit. Eine wesentliche Antriebsfeder für „meinNormenPaket 4.0“ war, den neuen Herausforderungen im Rahmen der Digitalisierung besser gerecht zu werden und mehr Raum für die Normennutzung (z.B. für Recherche) zu schaffen. Die zentralen Vorteile: mehr Flexibilität in der Nutzung, mehr Rechtssicherheit, da alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter des Unternehmens des Mitglieds Standards legal einwandfrei nutzen können, und bessere Ausrichtung unserer Services auf die Bedürfnisse unserer Kunden.

Erich Kern: Ziel des Normenpakets ist der kostengünstige Zugang zu Normen, dieses Ziel haben wir für unsere Berufsgruppe erreicht. Das nächste Ziel ist, für KMU den Zugang zur Normung zu erleichtern. Unsere Aufgabe ist es jetzt, die Mitarbeit an der Normung für KMU zu erleichtern, um die notwendige Ausgewogenheit der Gremien herzustellen. Besonders für KMU ist es wichtig, ihre Expertise einzubringen und so für mehr Praxisnähe zu sorgen.