Schalungsbaustelle
© Ringer

Schalungsbranche: Unkalkulierbare Marktpreise

Die Bauwirtschaft ist im Coronajahr 2020 einigermaßen gut durchgekommen, so auch die Schalungsbranche. Die Rohstoffverknappung und damit verbundene lange Lieferzeiten sowie explosionsartige Preisanstiege bei Holz- und Stahl stellen die Hersteller aktuell vor große Herausforderungen.

Nach einem anfänglichen Schock­moment bei Ausbruch der Corona-Pandemie im März des Vorjahres habe sich rasch gezeigt, dass die Baubranche von den wirtschaftlichen Auswirkungen relativ verschont bleiben würde. Finanzielle Anreizsysteme der Bundesregierung, vor allem die Investitionsprämie, hätten zu einem regelrechten Bau-Boom geführt. Insgesamt konnte Ringer das Jahr mit einem kräftigen Umsatzplus abschließen, berichtet Vertriebsleiter Markus Ringer.

Porträt Markus Ringer
Markus Ringer

Aber: „Derzeit ist der Markt mit einer als unkalkulierbar zu bezeichnenden Situation am Rohstoffmarkt konfrontiert. Wir sehen Preissteigerungen bei Stahl von mehr als 80 Prozent und bei Holz von bis zu 70 Prozent. Bei Profilen und Rohren kommt es aktuell zu deutlich längeren Lieferzeiten von bis zu 40 Wochen. Die Produktionen sind weltweit wieder angelaufen und viele Unternehmen haben Nachholbedarf in der Rohstoffbeschaffung.“

„Die tatsächlichen Herausforderungen ­spüren wir heuer erst wirklich“, bestätigt auch Harald Zulehner, Geschäftsführer Doka ­Österreich: „Reduzierte Rohstoffproduktionen und „aus dem Takt“ gekommene glo­bale Logistikketten führen zu Verknappungen und Preisexplosionen – wir sind durch die Hauptkomponenten unserer Produkte, Holz und Stahl, stark betroffen – im Pricing und Versorgung ist ein ,Fahren auf Sicht‘ angesagt.“

Preisdruck am Markt

„Die absurde Preisentwicklung bei Rohstoffen, die die Produktionskosten in die Höhe treiben, zwingt die Branche dazu, die Verkaufspreise unterjährig anzuheben“, berichtet Ringer. Wie sich die Situation weiterentwickelt, ist völlig unvorhersehbar. Auf den Baustellen führen höhere Materialkosten automatisch zu einer Erhöhung des Drucks auf die Arbeitszeit. Ringer-Produkte wie die einseitig bedienbare Wandschalung Master PRO oder die besonders leichte und schnell aufzubauende DEK2000-Deckenschalung spielen hier ihre Stärken aus. „Wir können die Kunden genau dort abholen, wo es auf der Baustelle hinsichtlich der Kalkulation brenzlig wird. Wir können mit innovativen Produkten den Zeitaufwand minimieren, gleichzeitig aber auch die Arbeitssicherheit erhöhen“, so Ringer. „Insgesamt erwarten wir für das Jahr 2021 ein deutliches Wachstum am österreichischen Markt.“

Porträt Thomas Graf
Thomas Graf

Meva punktet „kräftig mit unseren modernen Wandschalungen Mammut XT sowie StarTec XT mit der flexiblen integrierten Kombi-Ankerstelle“, berichtet Thomas Graf, Geschäftsführer Meva Schalungs-­Systeme Österreich, der nach dem Abgang von Erwin Platzer aktuell der Tochtergesellschaft vorsteht. Gefragt sei auch die neue Generation der MevaDec, die nachweislich schnellste modulare Deckenschalung mit Fallkopf, oder auch die kranunabhängige AluFix mit ihrem ebenfalls hervorragenden Preis-Leistungsverhältnis. Zur Preissituation in der Miete hält Graf fest: „Bezüglich Schalungsmiete nehmen wir in Österreich einen Preisdruck wahr, den wir nicht wirklich einsortieren können. Obwohl eigentlich die Nachfrage vorhanden ist, hält diese Entwicklung weiter an.“

Bei Doka setzt man auf Digitalisierung. „Aktuell halte ich das kollaborative Zusammenwirken der am Bau Beteiligten für die beste Option, das heißt Produktivitätssteigerung durch Innovation und Digitalisierung, trotz des aktuell hohen Bauvolumens. Meine Prognose für das 2. Halbjahr 2021: fordernd!

Fertigteile versus klassische Schalung

Verstärkt drängen Betonfertigteilelemente bzw. Systeme auf den Markt, die Schalung überflüssig machen. Wie nimmt die Schalungsbranche diese Entwicklung wahr? Bei Ringer spürt man bisher keinen Rückgang der Nachfrage nach Schalungen in Folge einer Verlagerung hin zu Fertigbetonteilen. Im Gegenteil, „gerade wenn Fertigteilwerke voll ausgelastet sind, erfahren wir eine verstärkte Nachfrage nach Schalungen“, so Ringer.

„Spürbar wird dies insbesondere bei Standardbauteilen. Systeme für effizientes, großflächiges Schalen wie die einseitig bedienbare Master PRO oder die Stahl Master sind im Moment besonders gefragt. Auch leichte Produkte wie die Aluschalung AL2000 sind ungebrochen beliebt. Geringes Gewicht und hohe Widerstandsfähigkeit sowie vielseitige Elementhöhen und -breiten und die daraus resultierende Flexibilität sind ein klarer Vorteil für die Schalung. Dazu kommt, dass sie absolut kranunabhängig ist. Nicht umsonst gilt die AL2000 seit Jahrzehnten unverändert als die beliebteste Handschalung Österreichs.“

Graf (Meva) stellt dazu fest: „Das ist kein neuer Trend, sondern seit geraumer Zeit feststellbar. Dennoch gibt es nach wie vor ausreichend Bauvorhaben, bei denen Ortbeton und somit Schalung notwendig sein wird. Wir hören zunehmend von Bauunternehmen, dass aufgrund nicht termingerechter Lieferzeiten für Fertigteile der Baufortschritt nicht gesichert werden kann. Auch deshalb ist die Kombination von Ortbeton mit Schalung sicherer. Insbesondere in Verbindung mit eigenem Schalungsmaterial lassen sich hohe Planbarkeit, Zuverlässigkeit und Unabhängigkeit erzielen.“

Porträt Harald Zulehner
Harald Zulehner

Bei Doka setzt man auf Innovation. Zulehner: „Auch wir haben spannende Entwicklungen in Richtung neuer Baumethoden und Materialien. Jede Methode – ob Fertigteile oder Ortbeton, modulare oder verlorene Schalung – alle haben ihre Berechtigung für gewisse Einsatzgebiete, wo sie ihre jeweiligen Stärken ausspielen können. Die Baustelle ganz ohne Schalung wird es aus jetziger Sicht in den nächsten Jahren noch nicht geben, Ortbeton bietet die höchste Gestaltungsmöglichkeit. Doka entwickelt Produkte und Dienstleistungen für die Digitalisierung von Bauprozessen zur Steigerung der Produktivität.“