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2021 Rekordjahr bei Bauzulieferern, 2022 wird schwächer

Österreichs Bauzulieferer arbeiteten 2021 auf Rekordniveau. Angetrieben von der starken Baunachfrage verbuchten die zwei zentralen Branchen im Bauzulieferbereich, die Holzverarbeiter und die Baustoffhersteller, ein Umsatzplus von 30 Prozent auf 11,4 Milliarden Euro beziehungsweise von 13 Prozent auf 7,4 Milliarden Euro. Die Bauzulieferkonjunktur wird vor dem Hintergrund der Rekordzuwächse im Vorjahr und aufgrund der Abkühlung der Baukonjunktur 2022 an Tempo verlieren.

„Gleichzeitig mit dem schwächeren Wachstum der Baunachfrage 2022 ist mit einer weiteren Entspannung des Anstiegs der Baumaterialkosten zu rechnen, die zuletzt noch im Dezember 2021 im Wohnbau um 24 Prozent zugelegt haben. Während sich der Holzpreiszuwachs schon in den letzten Monaten verlangsamte, sollten auch die Preise sonstiger Baustoffe im Lauf des Jahres folgen“, sagt UniCredit Bank Austria Ökonom Günter Wolf. Mit der Einführung der CO2-Abgabe für fossile Energieträger ab Juli 2022 wird einerseits Holz als Energieträger an Attraktivität gewinnen, da sich der Preisabstand von Holz zulasten von Heizöl und Gas weiter verbessert. Andererseits werden einige Baustoffsparten, vor allem aber die Zementindustrie, mit höheren Produktionskosten belastet.

Bauzulieferkonjunktur kühlt 2022 ab, bleibt aber auf Wachstumskurs

Das Bauwachstum wird im Lauf von 2022 voraussichtlich abflachen, vor allem weil in den letzten Jahren viele Investitionslücken im Hoch- und im Tiefbau geschlossen werden konnten. Auch der heimische Wohnbau, der wichtigste Holzverbraucher im Bausektor, verliert an Schwung, wie die schon seit einigen Quartalen rückläufigen Baubewilligungen ankündigen (im Durchschnitt der ersten drei Quartale 2021 ist die Zahl der Baubewilligungen im Vergleich zum selben Vorjahreszeitraum um 4 Prozent gesunken). Zudem werden die Aufträge aus großen Exportmärkten der Bauzulieferer 2022 voraussichtlich langsamer als im Vorjahr zulegen. Das Forschungsnetzwerk Euroconstruct erwartet, dass die Bauwirtschaft in Deutschland, dem wichtigsten Exportziel der heimischen Zulieferer, nach zwei Jahren Stagnation voraussichtlich auch 2022 nicht stärker an Schwung gewinnt. Dass das kräftigere Wachstum der Bauproduktion in Italien, dem zweitwichtigsten Auslandsmarkt der Bauzulieferer, die Absatzschwäche ausgleichen kann, ist unwahrscheinlich (nach Deutschland werden 30 Prozent der österreichischen Holz- und Holzwarenexporte und 21 Prozent der sonstigen Baustoffexporte geliefert, nach Italien rund 24 Prozent beziehungsweise 6 Prozent).

Ein Nachfragerückgang im Bauzulieferbereich ist dennoch unwahrscheinlich. Entsprechend der weiterhin überdurchschnittlich positiven Beurteilung der Auftragslage der Bauunternehmen in Österreich vom Jänner 2022, können die Baustoffhersteller in den nächsten Monaten mit kräftigen Nachfragezuwächsen rechnen. Die wichtigsten Impulsgeber bleiben die laufenden großen Tiefbauprojekte in Österreich und der Wohnbau. Über 2022 hinaus wächst der Baustoffbedarf vor allem im Bereich der Wohnhaussanierungen, die von den steigenden Klimainvestitionen angetrieben werden.

Baumaterialkosten wurden 2021 wesentlich von den Holzpreisen angetrieben

Einen wesentlichen Beitrag zum Anstieg der Baumaterialkosten im Wohnbau von insgesamt 19 Prozent 2021 leistete der Rekordzuwachs der Preise für Bauholz und Holzplatten von durchschnittlich 20 bis 30 Prozent. Der Verteuerung von Bauholz, aufgrund der hohen Nachfrage begleitet von massiven Lieferschwierigkeiten, hat in den letzten Monaten zwar an Tempo verloren. Offensichtlich verbessert sich die Versorgungslage aber langsam. Dennoch kosteten Schnittholz und Holzhalbwaren im österreichischen Großhandel im Jänner 2022 noch um durchschnittlich 23 Prozent mehr als vor einem Jahr.

Vergleichsweise moderat war die Preisentwicklung bei den sonstigen Baustoffen. Im Jänner 2022 lag der Großhandelspreis der Produktgruppe um 11 Prozent über dem Vorjahreswert. Mit durchschnittlich 15 Prozent sind die Preise für Kunststoffprodukte, wie Dämmplatten und PVC-Rohre, am stärksten gesstiegen. Zement, Ziegel oder Betonschotter kosteten Ende 2021 rund 7 Prozent mehr als im Jahr davor und Transportbeton 5,2 Prozent. Im Gegensatz zu den Holzpreisen hat sich der Preisanstieg bei den mineralischen Baustoffen in den letzten Monaten nicht verlangsamt und ist ein Indikator für die anhaltend starke Baunachfrage zur Jahreswende.

„Im Lauf von 2022 wird die Baunachfrage abkühlen, die Versorgungslage mit Holzprodukten sich zugleich weiter verbessern und damit auch der Preisanstieg bei den Baustoffen abflachen, sowohl bei Holzprodukten als auch bei den Produkten aus mineralischen Rohstoffen. Ein Preisrückgang bei den Baumaterialkosten ist aufgrund der weiterhin wachsenden Bautätigkeit nicht zu erwarten“, sagt Wolf. 

Klimaschutzziele beeinflussen die Perspektiven der Holzverarbeiter positiv

Die wirtschaftlichen Aussichten der Holzverarbeitung in Österreich sind auf jeden Fall positiv, vor allem weil der Rohstoff Holz reichlich vorhanden ist, mit wenig Energieaufwand CO2-neutral gewonnen werden kann und damit einen wichtigen Beitrag zur Ökologisierung der Wirtschaft und Eindämmung des Treibhauseffektes leistet. Mit Holz wird etwa 9 Prozent des gesamten Energieverbrauchs in Österreich abgedeckt. Der Österreichische Biomasseverband rechnet damit, dass der Einsatz von Holz zur Energiewinnung bis 2030 noch um ein Fünftel zulegt, wenn die Maßnahmen laut Erneuerbaren Ausbaugesetz und dem Energieeffizienzgesetz umgesetzt werden.

Ein Argument für den Energieträger Holz ist der niedrige Preis des Rohstoffs im Vergleich zu Öl und Gas. Die österreichischen Haushalte kostete 2021 eine Kilowattstunde Heizöl im Durchschnitt 7,5 Cent, Erdgas 7 Cent und Holzpellets nur 4,7 Cent brutto. Der relative Preisabstand zwischen den Energieträgern hat sich auch mit dem massiven Preisanstieg in der zweiten Jahreshälfte 2021 nicht wesentlich verändert; Holzpellets kosteten im Jänner auch um 30 Prozent mehr als im Vorjahr. Mit der Einführung der CO2-Abgabe für fossile Energieträger ab Juli 2022 wird sich der Preisabstand zugunsten des Energieträgers Holz weiter verbessern.

Darüber hinaus sollte auch die Holzbauoffensive in den nächsten Jahren stärker in Schwung kommen. Insgesamt ist der Holzbauanteil in Österreich, gemessen an der Gebäudenutzfläche, von 14 Prozent 2008 auf 24 Prozent 2018 zwar gestiegen. Allerdings ist der Anteilszuwachs laut Proholz Austria langsam abgeflacht. Eine ähnliche Entwicklung zeigt der Produktionswert vorgefertigter Holzbauten, ein Indikator für die Holzbauentwicklung bei Einfamilienhäusern: Nach dem Rekordergebnis von 560 Millionen Euro 2012 ist der Produktionswert trotz des veritablen Wohnbaubooms in den folgenden Jahren, fast kontinuierlich gesunken.

Ab 2019 dürfte sich die Nachfrage nach Holzbauten im Einfamilienhaussegment wieder erholt haben, worauf der steigende Produktionswert in dem Segment hinweist. Dass der Produktionswert bis Oktober 2021 (den jüngsten Daten) um 21 Prozent zugelegt hat, war vermutlich aber zu einem erheblichen Teil die Folge der stark gestiegenen Holzpreise.

Klimaschutzvorgaben verteuern die Herstellung mineralischer Baustoffe, vor allem von Zement

In Österreich ist die Baustofferzeugung mit einem Anteil von 20 Prozent an den Treibhausgasemissionen der Industrie eine der emissionsintensivsten Industriebranchen. Bezogen auf die Wertschöpfung der Branche liegt die Emissionsintensität der Baustofferzeugung um das Fünffache über dem Industriedurchschnitt. Im Vordergrund steht die Zementindustrie, die 3,2 Millionen Tonnen der insgesamt 5,1 Millionen Tonnen CO2 emittiert.

Damit zählt die Zementindustrie zu den von den Klimaschutzvorgaben am stärksten betroffenen Industriebranchen. Die aktuellen Klimaschutzziele im Fit-for-55-Paket sehen unter anderem vor, dass die Anlagen im EU-Emissionshandelssystem, das sind unter anderem alle Zementhersteller, ihre Emissionen von 2024 bis 2030 um 4,2 Prozent im Jahr reduzieren. Im Vergleich dazu sind die gesamten Treibhausgasemissionen der österreichischen Zementindustrie von 2008 bis 2020 nur um 1,4 Prozent pro Jahr gesunken.

Die Kostenbelastung der Zementhersteller aufgrund der neuen Einsparungsziele im Emissionshandel wird zunehmen. Der europäische Zementverband beziffert den Anstieg der gesamten Kosten für die Produktion einer Tonne Zement in der EU27, aufgrund einer angenommenen Verteuerung der Emissionszertifikate von 55 auf 90 Euro pro Tonne CO2, mit durchschnittlich 5 Prozent. Die Entwicklung der Zertifikatspreise entspricht in etwa dem Preisanstieg seit Mai 2021.