Immobilienpreisentwicklung
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Expertenkommentar zur aktuellen Immobilienpreisentwicklung

Ein Kommentar von Matthias Reith (Raiffeisen Research) und Christian Vallant (Raiffeisen Bausparkasse GF) zur Immobilienpreisentwicklung Q1 2025. Nachdem Wohnimmobilien gut neun Quartale lang billiger geworden sind, mussten Käuferinnen und Käufer zu Jahresbeginn erstmals wieder tiefer in die Tasche greifen als im Vorquartal.

Frühlingserwachen - Kommentar von Matthias Reith und Christian Vallant zur Immobilienpreisentwicklung Q1 2025 Nachdem Wohnimmobilien gut neunQuartale lang billiger geworden sind, mussten Käufer:innen zu Jahresbeginn erstmals wieder tiefer in die Tasche greifen als im Vorquartal. So ist Wohneigentum österreichweit im ersten Quartal um 0,8 % teurer geworden (im Vergleich zu Q4 2024). „Nach der Preiskorrektur in Trippelschritten hat der Markt die Richtung geändert und einen Schritt nach vorne gemacht“, so Matthias Reith, Senior Ökonom für den österreichischen Wohnimmobilienmarkt bei Raiffeisen Research. Mittelfristig spricht mehr für als gegen steigende Immobilienpreise Österreich wird bevölkerungstechnisch auch in den nächsten Jahren wachsen. Damit wächst auch der Bedarf an Wohnraum, wiewohl das regionale Gefälle groß ist. Gleichzeitig stehen wir vor Jahren mit deutlich niedrigeren Fertigstellungszahlen. Heuer erwarten wir österreichweit nur mehr knapp 50.000 neue Wohneinheiten, die auf den Markt kommen. 2026 und 2027 wird sich daran nicht viel ändern. Zum Vergleich: Im Rekordjahr 2022 waren es 72.000, ein Jahr später mit 70.000 kaum weniger. Wachsende Nachfrage bei knappem Angebot: Das lässt wieder steigende Immobilienpreise insbesondere dort erwarten, wo die Bevölkerung stark wächst.

Eigentumsquote gesunken

Auch wenn die Eiszeit auf dem Immobilienmarkt vorbei sein dürfte: Die letzten zweieinhalb Jahre haben Spuren hinterlassen. Haben zwischen 2015 und Mitte 2022 noch jedes Quartal 5.500 Haushalte Eigentum erworben, waren es seit Q3 2022 um 35 % weniger. Die Nachfrage nach Wohnraum hat sich dagegen nicht abgeschwächt. Die Folge: „Der Traum vom Eigenheim wird seit Mitte 2022 länger in der Mietwohnung geträumt“, so Reith. 30 % mehr Haushalte pro Quartal als vor der Zinswende haben sich für das „Wohnen zur Miete“ entschieden. Mehr Miete, weniger Eigentum. Die zuvor leicht angestiegene Eigentumsquote ist seit Herbst 2022 um knapp einen Prozentpunkt auf zuletzt (Q4 24) 47,7 gesunken. „Niemals zuvor wohnten so viele Haushalte (Mietquote: 43,8 %) zur Miete wie im Vorjahr“, so Reith.

Österreich mit EU-weit zweitniedrigster Eigentumsquote

Denn Österreich gehört europaweit zu den absoluten Schlusslichtern in Punkto Eigentumsquote. Nur in Deutschland ist Wohneigentum noch weniger verbreitet. Österreich ist also ein Land der Mieter – und das kostet. Denn Mieterhaushalte gaben in Vorjahr um 55 % mehr für „Wohnen“ aus als Haushalte, die in den eigenen vier Wänden leben. Angesichts des hohen Mieteranteils verwundert es daher nicht, dass österreichische Haushalte kaufkraftbereinigt die sechsthöchste Wohnkostenbelastung in der EU haben.

Wohneigentum unabdingbar für gute Altersvorsorge

„Es ist unbestritten, dass Wohnraum im Eigentum eine der besten Formen der Altersvorsorge ist. Sind die Kreditraten abbezahlt, lebt es sich deutlich günstiger als in gemieteten Wohnobjekten, wie auch die aktuellen Zahlen belegen“ unterstreicht Christian Vallant. „Dieser Aspekt wird in der öffentlichen Diskussion rund um leistbares Wohnen zumeist außen vorgelassen, ist aber wesentlich für die Frage, wie Menschen in Österreich bestmöglich für ein gutes finanzielles Auskommen im Alter sorgen können“, so der Raiffeisen Bausparkassen Geschäftsführer weiter. Es müsse laut Vallant alles darangesetzt werden, dass mehr Menschen in Österreich die Möglichkeit bekommen, im Eigentum wohnen zu können.

Der Weg zur Traumimmobilien führt immer öfter über bereits bestehenden Wohnraum – mehr Förderungen wünschenswert Im ersten Quartal beobachtete Raiffeisen Bausparkasse eine insgesamt steigende Nachfrage bei langfristigen Darlehen. Nach wie vor gilt, dass Österreicherinnen und Österreicher bereits bestehende Wohnimmobilien erwerben beziehungsweise um- und zubauen, anstatt an Neubau zu denken. Im ersten Quartal waren lediglich 8,3 Prozent der von Raiffeisen Bausparkasse vergebenen Finanzierungen auf Neubauten zurückzuführen. Christian Vallant dazu: „Sich ein bestehendes Wohnobjekt zu kaufen, zu modernisieren oder zu adaptieren ist nicht nur eine sehr nachhaltige Form Wohneigentum anzuschaffen, sondern für immer mehr Menschen ein gangbarer Weg hin zum eigenen Wohntraum. Dafür sollte es definitiv angemessene Förderungen geben.“