GVTB-Betonpreis 2020 vergeben
Im Zentrum der Auszeichnung des Güteverbandes Transportbeton stehen Projekte, die überwiegend mit Transportbeton errichtet wurden, wobei der eingesetzte Beton von einem Mitglied des GVTB stammen muss.
In allen Kategorien – Funktion, Innovation, Ausführungsleistung, Nachhaltigkeit und Design – überzeugten im Bereich Infrastruktur der ÖBB Bahnhof Kapfenberg/Steiermark wie auch im Bereich Hochbau das neue Bürogebäude von KTM, das „House of Brands“ in Munderfing/Oberösterreich. Eine Anerkennung in der Kategorie Nachhaltigkeit erhielt Kasematten und die Neue Galerie in Wiener Neustadt/Niederösterreich. Der Bürozubau des Unternehmen Berneggers in Molln/Oberösterreich, erhielt eine Anerkennung in der Kategorie Ausführung.
Die Jury
Die Jury – Architektur-Journalist Wojciech Czaja, Vorsitzender der Jury, Renate Hammer, Institute of Building Research & Innovation ZT GmbH, Johann Kollegger, Institut für Tragkonstruktionen-Betonbau/TU Wien, Elmar Hagmann, Bauunternehmen Sedlak, und Jörg Fessler, UniqueFessler Werbeagentur wogen in der virtuellen Jurysitzung alle Projekte mit zahlreichen Pros und Contras sorgfältig ab. „Aufgrund der Einreichungen haben wir die Preise in Infrastruktur und Hochbau unterteilt – so konnten wir gerecht zwei Sieger ermitteln. Es war nicht einfach, denn auch die Kasematten in Wiener Neustadt sind ein sehr spannendes, sensibles Projekt, das beweist, wie viel Gespür die Architekten an den Tag gelegt haben, um Altes und Neues mithilfe von Beton zu verbinden“, so Juryvorsitzender Wojciech Czaja.
ÖBB Bahnhof Kapfenberg: Siegerprojekt Infrastruktur
„Ein Zweckbau, der schön aussieht und Beton als massiven und widerstandsfähigen Baustoff in den Vordergrund stellt“, so das Fazit von Elmar Hagmann. Für Renate Hammer ist der Bahnhof Kapfenberg, geplant von Ostertag Architekten, ein neuer, sehr spezieller Ansatz, mit Bahnhöfen umzugehen, und zugleich ein wichtiges Signal in Richtung Nachhaltigkeit: „Ein öffentlicher Auftraggeber in Kooperation mit der Schaberreiter GmbH, einem lokalen steirischen Betonunternehmen – regional, nachhaltig.“ Johann Kollegger zeigte sich vom Umgang mit SCC-Beton, mit selbstverdichtendem Beton, beeindruckt: „Das ist eine besondere Leistung, nicht einfach zu verarbeiten, es muss ein Betontechnologe vor Ort sein – und er ist um einiges aufwendiger als herkömmlicher Beton. Aber die Investition rechnet sich, wie das Ergebnis zeigt.“ Hagmann gefällt auch der Schwung, der im Gebäudeeingang zum Ausgleich mit dem Niveauunterschied dem ausführenden Bauunternehmen Gebr. Haider & Co Hoch- und Tiefbau GmbH gelungen ist.
Der Umbau des Bahnhofes Kapfenberg ist Teil der neuen Südstrecke, auf der die ÖBB Infrastruktur-AG derzeit mehr als hundert Neubau- und Modernisierungsprojekte umsetzt. Ein neuer, barrierefreier Personentunnel mit einem ikonischen Eingangsportal über der P&R-Anlage sorgt seit dem Umbau für eine optische Verbindung der beiden Stadtteile nördlich und südlich der Gleise. Blickfang ist das ellipsenförmige Fenster in Sichtbetonausführung, das den Blick auf die Gleis- und Bahnsteiganlagen freigibt. Diese komplexen Bauteile mit unterschiedlichen Radien in einer Höhe von drei bis 5,50 Meter entstanden je in einem Guss. Bei der Ausführung wurde die Rezeptur nach Musterversuchen angepasst, um den Beton in das geschlossene Schalungssystem einzubringen und die Anforderungen der Sichtbetonklasse SB3 gemäß ÖBV-Richtlinie zu erfüllen.
Bürogebäude KTM „House of Brands“ in Munderfing (OÖ): Siegerprojekt Hochbau
Grenzenlose Gestaltungsvielfalt stellt das Siegerprojekt im Hochbau unter Beweis. Das Bürogebäude „House of Brands“ in Munderfing, mit einer Nutzfläche von knapp 9.000 Quadratmetern, wurde für das Unternehmen KTM von Hofbauer Liebmann Architekten geplant. Die hohen Anforderungen an das Bauwerk – beispielsweise die Komplexität des Grundrisses, der Umgang mit dem schwankenden Grundwasserspiegel sowie die generelle Qualität des Sichtbetons – waren nur einige der vielen Herausforderungen, die das Bauunternehmen Waizenauer gemeinsam mit dem Transportbetonlieferanten Salzburger Sand- & Kieswerke zu bewältigen hatte. „Ausgezeichnet in allen Kategorien, weil uns nicht nur die Formensprache des Gebäudes beeindruckt, sondern ebenso die hohe Qualität des Entwurfs. Auch in puncto Nachhaltigkeit erfüllt das neue KTM-Gebäude unsere Ansprüche – mit Bauteilaktivierung wird eine der besten Eigenschaften von Beton genützt: Seine Speicherfähigkeit“, erklärt Jörg Fessler.
Dazu ergänzt Kolleger: „Eine beachtliche Leistung, denn die Herstellung von monolithischen Bodenplatten ist sehr aufwändig, da hier viele Gewerke ineinander übergreifen.“
Im Erdgeschoß erstrahlt die geschliffene Weißbeton-Fläche, dazu wurde ein spezielles Gesteinskorn vom Dolomitsandwerk aus Berndorf mitverarbeitet. Neben der speziellen Terrazzo-Schleiftechnik und dem Weißbeton, der in dieser Zusammensetzung noch nie verwendet wurde, kamen noch einige andere Betonsorten zum Einsatz.
Für die optischen Akzente wie die Treppenanlage, die zentral im Gebäudekomplex situiert ist und das Bürogebäude in zwei Bereiche teilt, wie auch bei den Treppen im Fluchtstiegenhaus, die im Kontrast mit dem herkömmlichen Sichtbeton stehen, wurde der Weißbeton eingesetzt.