Killt Corona den Klimaschutz?
Rund um den Globus werden in den traditionell von Luftverschmutzung stark betroffenen Metropolen wie Peking oder Neu Delhi, aber auch in Los Angeles deutliche bessere Stickstoffdioxid- und Schwefeldioxid-Werte gemessen. Greenpeace-Vertreter führen das auf den stark reduzierten Verkehr und den Stillstand der Fabriken zurück.
Ob davon aber ein langfristiger Gewinn für den Klimaschutz dabei herausschaut, wird von Klimaexperten bezweifelt. Die Erfahrungen bei anderen Krisen haben gezeigt, dass nach einem kurzfristigen Absinken der Emissionen durch das Anziehen der Konjunktur ein noch stärkerer Anstieg der Schadstoffkonzentrationen in der Luft kommen könnte. Mittelfristig könnten die wirtschaftlichen Schwierigkeiten der Unternehmen quer durch alle Branchen hinweg dafür sorgen, dass der Klimaschutz in den Hintergrund tritt.
WIFO-Experten fordern strukturell wirksame Maßnahmen
In einem Mitte April veröffentlichten WIFO Research Brief stellen die WIFO-Experten klar, dass sich zwar die unmittelbare Treibhausgasbilanz während des Lockdowns verbessern, aber auf die globale Erwärmung haben solche nur kurzfristigen Einsparungen praktisch keine Auswirkungen. Um tatsächlich eine Trendwende zu erreichen, müssen die Treibhausgasemissionen in Österreich und weltweit mit strukturell wirksamen Maßnahmen dauerhaft gesenkt werden.
In Österreich betrifft dies aus Klimasicht einerseits die im Regierungsprogramm vorgesehenen zusätzlichen Ausgaben für die Erreichung der Klimaziele. Andererseits geht es um die ab 2021 geplante Ökologisierung des Steuersystems. Hier wäre es wichtig, bereits geplante Maßnahmen soweit wie möglich in ein etwaiges Konjunkturpaket zu integrieren. Aus Klimaperspektive bieten sich insbesondere die vorgesehenen Investitionen in den öffentlichen Nahverkehr, die Maßnahmen zur Steigerung der Energieeffizienz sowie die Nutzung erneuerbarer Energien an.
„Wir müssen Konjunkturpakete schnüren und sicherstellen, dass wir das Geld, das wir jetzt in die Hand nehmen, für den Klimaschutz nützen“ (Leonore Gewessler im Standard-Interview)