So wird das neue Graz Center of Physics aussehen
Die Universitäten werden mit dem Graz Center of Physics die Synergien in Forschung, Lehre und Infrastruktur weiter stärken und der Grazer Physik zu noch größerer internationaler Sichtbarkeit verhelfen. In diesem Wissenschaftszweig genauso wie in anderen naturwissenschaftlichen Disziplinen kooperieren Uni Graz und TU Graz schon seit 2006 unter dem Namen "NAWI Graz" sehr erfolgreich.
Im Frühjahr 2021 fiel der Startschuss für das Großbauprojekt. Nach Abschluss des EU-weiten Architekturwettbewerbs präsentieren Wissenschaftsministerium, Bundesimmobiliengesellschaft (BIG), das Land Steiermark, die Stadt Graz sowie die beiden Universitäten nun das Siegerprojekt.
Entscheidung für Architekturbüro fasch&fuchs.architekten
Im Wettbewerb waren eine inspirierende und einladende Architektur für Lehre und Forschung sowie die städtebauliche Integration in die Umgebung gefordert. Gleichzeitig sollte eine Gesamtfläche von beachtlichen 50.000 Quadratmetern für bis zu 1.700 Studierende und 600 MitarbeiterInnen von Uni Graz und TU Graz auf einer möglichst kleinen Grundfläche im dicht verbauten Grazer Innenstadtbezirk Geidorf organisiert werden. Diese Vorgaben erfüllte das Architekturbüro fasch&fuchs.architekten mit seinem Entwurf für einen kompakten und gut strukturierten Neubau.
Viel Platz für Forschung, Hörsäle mit Holz und eine Stadtterrasse
Der Entwurf ist kompakt auf sechs Obergeschoßen und zwei Untergeschoßen organisiert. Die Erdgeschoßzone ist öffentlich zugänglich und hat eine großzügige Raumhöhe von 5,6 Metern. Hier sind fünf holzverkleidete Hörsäle, der größte für 600 Personen, untergebracht. Das eindrucksvolle Foyer, charakteristisch für die Handschrift von fasch&fuchs.architekten, erstreckt sich über mehrere Stockwerke. Imposante Treppen und Verbindungsbrücken machen das Foyer zu einem räumlichen Erlebnis.
Über dem Erdgeschoss befindet sich ein zweistöckiger homogener Baukörper mit Laborflächen und den dazugehörigen Büroräumen. Dieser ist um Lichthöfe organisiert, Vertikallamellen an den Fassaden lenken das natürliche Licht bis weit ins Innere des Gebäudes und schützen gleichzeitig vor Sonnenlicht.
Darüber befindet sich das Stockwerk mit der sogenannten Stadtterrasse. Diese ist auch von außen über zwei großzügige Freitreppen zugänglich. Hier wird ein Café mit Blick auf den Uhrturm eingerichtet, es gibt Seminar- und Lernflächen. Die Stadtterrasse verbindet das Universitätsgebäude mit der Stadt und bildet gleichzeitig die Zäsur zum obersten Baukörper, der zurückspringt und damit das mächtige Volumen des Gebäudes relativiert. Hier befinden sich auf drei Ebenen Büros. Sie sind mit den Laborflächen im Untergeschoss vertikal über Stiegen und Lifte verbunden. Die dort verorteten Labore sind für Forschungsarbeiten mit hochsensiblen Forschungsgeräten vorgesehen. Dazu zählen etwa Optiklabore, in die kein natürliches Licht eindringen darf, oder die Elektronenmikroskopie, die keine Erschütterung verträgt.
Klimafreundlich und energiesparend
Beim Bau kommen spezielle Hohlkörperdecken zum Einsatz, die weniger Beton verbrauchen als herkömmliche Stahlbetondecken und zusätzlich über thermische Bauteilaktivierung zum Heizen und Kühlen genutzt werden können. Zur Energiegewinnung wird die Erdwärme genutzt. Im Winter wird dem Erdreich Wärme zum Heizen entzogen, gleichzeitig wird es abgekühlt. Die eingelagerte Kälte kann wiederum im Sommer zur Kühlung genutzt werden. Strom wird mit Photovoltaik erzeugt. Dächer werden intensiv begrünt. Der sommerlichen Überhitzung wird mit lichtlenkenden Horizontallamellen entgegengewirkt. Im gesamten Gebäude befinden sich Lichthöfe und Lichtschächte, über die Tageslicht bis in die Untergeschosse dringen kann.
Der weitere Fahrplan
Die Planungsphase beginnt in den nächsten Monaten. Das Graz Center of Physics wird am Standort der heutigen Vorklinik (Harrachgasse 21, 8010 Graz) errichtet, die für das Bauvorhaben abgebrochen wird. Der Abbruch wird nach dem Auszug des Lehrstuhls für makroskopische und klinische Anatomie der Medizinischen Universität Graz erfolgen, er soll Ende 2023 starten und rund sechs Monate dauern. Der Baubeginn ist für Herbst 2024 vorgesehen. 2030 ist die Übergabe an die beiden Universitäten geplant.
Das bestehende Vorklinik-Gebäude aus dem Jahre 1976 hätte nicht für die komplexen Anforderungen des Graz Center of Physics adaptiert werden können.
Die Anrainerinnen und Anrainer werden über die Planungen und Bauarbeiten laufend informiert. Eine erste Informationsveranstaltung ist für nächstes Jahr geplant.
Die BIG investiert 313 Millionen Euro in den Neubau, die über Mieten vom Wissenschaftsministerium refinanziert werden. Dazu kommen 41 Mio. Euro für die Einrichtung und Ausstattung, die zur Hälfte von den beiden Universitäten und zur anderen Hälfte vom Bund bezahlt werden.