Dämmstoff an einer Hauswand.
Gebäudedämmung ist bei Altbauten angeraten.
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Sanieren und dämmen im Zeichen der Klimaneutralität bis 2050

Sanierung bekommt wieder einen höheren Stellenwert. Ein Gespräch mit Dämmstoff Experte Roland Hebbel über die Klimaziele der EU und wie sie jeder einzelne erreichen kann.

Im Interview mit dem Dämmstoff Experten Roland Hebbel, Geschäftsführer von Steinbacher Dämmstoffe GmbH wird die Dringlichkeit der Gebäudesanierung, um bis 2050 die erhoffte Klimaneutralität in der EU zu erreichen deutlich sichtbar.

Warum ist jetzt die beste Gelegenheit zum Sanieren bzw. Dämmen?

Roland Hebbel: „Mit Beginn des Jahres wurde der Sanierungsbonus verdreifacht. Hinzu kommt das lang ersehnte Wohnbaupaket der Bundesregierung. Die Trendwende ist da – die Sanierung bekommt wieder einen höheren Stellenwert. Deshalb mein Appell an alle: Nutzen Sie die aktuell günstige Fördersituation! Derart hohe Zuschüsse für Sanierungsmaßnahmen gab es noch nie!“

Wie gestaltet sich die Situation europaweit?


Roland Hebbel: „Neue Gebäude müssen EU-weit ab 2030 emissionsfrei sein, und jene die von der öffentlichen Hand genutzt werden oder sich in deren Besitz befinden, bereits ab 2028. Auf den Gebäudesektor entfallen in der EU 40 Prozent des Energieverbrauchs und 36 Prozent der energiebezogenen Treibhausgasemissionen. Viele Häuser sind in die Jahre gekommen. 85 Prozent der Gebäude in der EU wurden vor 2001 erbaut und werden vermutlich im Jahr 2050 noch stehen. Geht es nach den Plänen der Kommission, muss die Welt bis dahin ganz anders aussehen. Alle, wirklich alle Gebäude in der Union sollen dann klimaneutral sein: keine fossilen Energiequellen mehr, gut gedämmt, effizient beheizt und dadurch behaglich. Hierzulande müssten die Sanierungsanstrengungen nach Einschätzung von Fachleuten verdoppelt werden, um diese Klimaziele zu erreichen.“

Somit ist das Wohnbaupaket der Bundesregierung ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung?

Roland Hebbel: „Das Wohnbauprojekt der Regierung begrüßen wir sehr, nachdem wir bereits seit mehr als eineinhalb Jahren derartige Maßnahmen gefordert haben Die vorgestellten Aktionen sind ein guter Start, aber es benötigt noch mehr. Nicht nur, um die Baubranche anzukurbeln, sondern vor allem, um die EU-weiten Klimaziele, wie die genannte Klimaneutralität bis 2050, zu erreichen. In Österreich sind aktuell mindestens 300.000 Häuser zu sanieren, laut Experten haben sogar rund 1,2 Mio. Wohneinheiten einen Sanierungsbedarf.“

Roland Hebbel
Roland Hebbel, Geschäftsführer Steinbacher Dämmstoffe
(c) Florian Mitterer

Worauf kommt es beim Sanieren am meisten an?

Roland Hebbel: „Die Gebäudehülle ist und bleibt der wichtigste Faktor, wenn es um Energieeffizienz im Wohnbereich geht und wir als Komplettanbieter sind mit unseren Klimaschutzprodukten der richtige und verlässliche Partner. Wie der Bankensektor bekanntgegeben hat, sollen Sanierungskredite mit erleichterten Bedingungen unterstützt werden. Ein weiterer wichtiger Schritt für den Einzelnen sowie für uns als Branche. Denn es werden zwar viele neue Heizungssysteme und PV-Anlagen installiert oder Fenster getauscht, vorher müsste aber das Dämmen von Kellern, Außenwänden und Dächern auf dem Plan stehen, wovor viele immer noch zurückschrecken. Inflation und gestiegene Kosten spielen dabei eine Rolle und auch eine gewisse Müdigkeit in Sachen Klimaambitionen stellt sich ein. Doch das Gebot der Stunde lautet: Unbedingt jetzt das Thema angehen! Nie zuvor war Sanieren so günstig und attraktiv! Es lohnt sich – wann, wenn nicht jetzt?!“